Clustertheorie  
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De Brogliewellen  


Darwinismus


Albert Einstein soll gesagt haben; 'Gott würfelt nicht'. Das mag schon sein. Aber die in seinem Reich obwaltende Natur würfelt in geradezu grandioser Weise überall und schon seit sehr, sehr langer Zeit. In einer zufälligen, räumlichen Anordnung sehr vieler kleiner beweglicher und unterschiedlicher Bestandteile können sich in diesem Spiel vorübergehend interessante Formationen bilden, und die meisten von ihnen zerfallen dann wieder. Manche von ihnen jedoch duchlaufen bei ihrem Zerfall Stadien, aus denen sie sich mit Hilfe ihrer Umgebung wieder zu jenen interessanten Formationen zurückentwickeln, die sie vor ihrem Zerfall innehatten. Formationen, die zu solchen sich reproduzierenden Zyklen fähig sind, sind zwar einerseits extrem unwahrscheinlich, aber wenn sie zufällig doch realisiert werden, bleiben sie eine zeitlang erhalten und sind damit in dem regellosen Durcheinander der anderen Teilnehmer der Anordnung sogar häufiger abzutreffen als die anderen zufälligen Formationen. Zugleich erfüllen sie damit die Voraussetzungen zur Bildung von
Lebewesen und fallen damit in den Gültigkeitsbereich des Darwinschen Grundprinzips. Dies besteht aus der sehr einfachen Spielregel, die besagt, dass jede nützliche Mutation einer betrachteten Art von Lebewesen, 'gemerkt', und jede ungünstige Mutation 'vergessen' wird. Der Erfolg dieses Darwinschen Prinzips ist enorm: Jedes Blümchen, jedes Fliegenbeinchen können wir nur mit Staunen betachten, und alle diese Wunder verdanken ihre Existenz diesem Prinzip. Angesichts der unendlichen Ausmaße des Spielfeldes oder des Versuchsfeldes in bezug auf Raum und Zeit in der Welt und der riesigen Menge von Elementerteilchen bin ich (anders als vielleicht manch anderer, der hier thermodynamische Bedenken anmelden könnte) der Ansicht, dass auch die komplizierteste, über einen denkbaren Entwicklungsweg erreichbare und sich selbst reproduzierende Formation extrem gute Chancen hat, irgendwann und irgendwo realisiert zu werden und für eine Weile zu existieren. Und dann liegt die Frage nicht mehr allzu fern, ob nicht vielleicht alles, was in der Welt existiert, das Ergebnis eines denkbaren sich selbst reproduzierenden Prozesses ist.

Doch kehren wir aus dem Reich der Träume und Spekulationen zurück in die lebendige Welt. Die Lebensformen, wie wir sie kennen, sind zweifellos solche sich reproduzierenden und erstaunlichen Formationen der Materie. Sie zeigen sich uns in einer bereits sehr hoch entwickelten Form. Dabei unterliegen sie nicht nur den physikalischen und chemischen Bedingungen ihrer Umwelt, sie müssen sich auch gegen die verschiedensten konkurrierenden Lebensformen ihrer Nachbarschaft behaupten, nicht zuletzt gegen Lebewesen ihrer eigenen Art. Und stets gilt das trivial anmutende und dennoch so ungemein gewaltige Darwinsche Prinzip: Der Sieger überlebt, der Verlierer wird vergessen. Dabei ist bereits derjenige Sieger, der die besseren Überlebenschancen hat. Man nennt dieses Darwinsche Auswahlprinzip 'Evolution'. Die Evolution hat uns dank unserer Überlebenskräfte in die Gegenwart gelangen lassen, und wir bestaunen die unglaubliche Zweckmäßigkeit, mit der die Natur auf diese Weise eigentlich jedes Lebenswesen ausgrüstet hat. Umgekehrt lässt sich so manches Phänomen unter Hinweis auf die Evolution erklären. Viele Menschen oder Gruppierungen von Menschen sind religiös und verspüren eine Sehnsucht nach Gott, weil sie in der Vergangenheit offenbar dadurch besser überleben konnten. Oder ein banaleres Beispiel: Die alten Frauen dienen als kluge Großmütter dem Fortbestand einer Familie besser, als dies die alten Männer tun können. Familien, in denen besonders die Frauen alt werden haben also einen Überlebensvorteil - mit dem Resultat, dass die Frauen im Schnitt älter werden als die Männer. Überkommende Verhaltensweisen der Menschen tragen im stillen oft das Gütesiegel "Evolutionsproofed", und man sollte sie nicht leichtfertig durch andere Verhaltensweisen ersetzen. Dies könnte z.B. die Ersetzung der althergebrachten Instituition 'Familie' durch lockere Zweckgemeinschaften oder den Schlafrythmus betreffen, oder die Verminderung unserer Beinarbeit,oder die Benutzug moderner Suchtmittel oder das Verzehren genbehandelter Nahrungsmittel oder den Gebrauch vieler hochmolekularer Medikamente usw..

Das Schicksal der Menschheit, der Erde und der Welt wird durch das Spiel der einflussnehmenden Kräfte bestimmt. Auch wir Menschen steuern das Unsere zu diesem Spiel bei, mit allem, was wir tun und lassen. Nur, ob eine bestimmte unserer Handlungen speziell dem Erhalt der Spezies Mensch nützt oder schadet, entscheidet sich möglicherweise nicht direkt, sondern erst sehr viel später. Die Menschheit ist mit ihren vielleicht 500000 Jahren noch sehr jung. Die Insekten z.B. gibt es etwa tausend mal länger. Wir laufen noch immer Gefahr, uns selbst zu vernichten. Wir verfügen lediglich über den Selbsterhaltungstrieb, den Fortpflanzungstrieb und den Herdentrieb. Diese Triebe können zwar dazu führen, dass wir uns vermehren, dass wir älter werden und dass sich die Vielfalt der Gruppen auf einige wenige reduziert, weil die anderen inzwischen vernichtet worden sind. Und wir benutzen unseren Verstand, um diese Triebe zu unterstützen. Aber es fehlen Triebe oder Schutzmechanismen, die unseren Fortschrittshunger rechtzeitig daran hindern, uns alle ins Verderben zu führen. Ich denke da z.B. an die Waffentechnik mit ihren Massenvernichtungsmitteln oder an die Pharmaindustrie, die unbewusst an der Herstellung gefährlicher und resistenten Bakterien oder Viren bastelt oder an die Informationstechnik, die am liebsten den vollkommenen Roboter als Konkurrenz zu uns Menschen aus der Taufe heben will. - Goethes Zauberlehrling oder Ikarus sollten uns zur Warnung dienen.

Noch immer gehört die Lust der Menschen,
Kriege zu führen, zu dem Darwinschen Spiel, bei dem es eben darum geht, den stärkeren Spieler überleben zu lassen, egal wer oder was das auch immer ist. So sehr wir auch uns Menschen als Krönung der Schöpfung empfinden - wenn wir nicht überleben können, werden wir verlieren und haben es eben dann nicht anders verdient. Aber es gibt eine immer größer werdende Menge von Menschen, die mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel über die Ländergrenzen hinweg voneinander wissen, und die den Krieg verhindern wollen. Auch sie betreten die Bühne des Darwinschen Spiels, und es kann sein, dass sie sich eines Tages auf friedliche Weise als die Stärkeren erweisen. Vielleicht - aber leider nur 'vielleicht' - entwickelt sich die bei vielen, vor allem bei älteren Menschen ungeliebte Handyplage zu einer Art 7.ten Sinn des Menschen, mit dessen Hilfe wir überleben .